Der neue Baubürgermeister der Stadt Leipzig stellt sich vor - im Gespräch mit Thomas Dienberg

Ab dem 1. September 2020 dürfen wir in Leipzig für die nächsten sieben Jahre einen neuen Beigeordneten für Stadtentwicklung und Bau begrüßen. Schon vorab durften wir exklusiv Thomas Dienberg im Neuen Rathaus treffen, mit ihm über seine Visionen für die Stadt Leipzig, seine Erfolge aus Göttingen und seine Aufgaben als Baubürgermeister sprechen. Wir bedanken uns für einen äußerst spannenden Einblick! Aber lest selbst…

Im Interview mit Thomas Dienberg, 58, Bürgermeister und Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau

Im Interview mit Thomas Dienberg, 58, Bürgermeister und Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau

Thomas Dienberg mit seinem Fahrrad, Marke “Nöll” - Fahrradbau aus Fulda

Thomas Dienberg mit seinem Fahrrad, Marke “Nöll” - Fahrradbau aus Fulda

„Die Stadt Leipzig ist trotz ihrer Größe auch unglaublich kompakt. Das ist natürlich eine super Voraussetzung zum Radfahren. Mit dem Fahrrad ist man unheimlich flott draußen und genauso schnell auch wieder im Stadtkern. Das ist eines der Themen, denen ich mich mit dem Beginn meiner Amtszeit ab dem 1. September als neuer Leipziger Baubürgermeister beschäftigen werde. Konkret heißt das: Wie können wir die Verbindung zwischen Zentrum, Stadtteilen und Außenbereichen in den Fokus stellen. Da stecken Themen wie das Einbeziehen der Pendler dahinter, um auch den ein oder anderen der noch mit dem Auto in die Stadt fährt zum Umstieg auf das Rad zu bewegen und ein zusätzliches Angebot zu schaffen. Drei Dinge müssen wir dafür angehen: Den Radverkehr so komfortabel zu gestalten, dass es Spaß macht sich aufs Rad zu setzen, das das Radfahren sicherer wird und, dass wichtige Ziele in der Stadt auf einer direkten Routenführung miteinander verbunden werden. Wenn Sie nach übertragbaren Erfahrungen aus Göttingen fragen heißt das auch: sind die Städte miteinander vergleichbar? Per se nicht. Aus dem Blickwinkel des Radverkehrs, von Infrastruktur und Radverkehrsplanung, wird das schon spannender. Topografisch und mit Hinblick auf den Altersdurchschnitt schneidet Leipzig besser als, meine frühere Wirkungsstätte. Wenn ich mich in der Stadt umsehe, nehme ich zudem eine starke Fahrradkultur wahr und staune über die Menge an hochwertigen Rädern. Die wichtigen Themen Komfortabilität und Sicherheit bleiben aber gleich. Komfortabilität heißt aber nicht nur eine gute Erreichbarkeit, sondern geht sehr ins Detail dass geht schon bei der Qualität der Beläge los. An dieser Stelle sind wirds ganz banal: wichtig sind z.B. glatte Übergänge zwischen Radweg und Fahrbahn, da müssen nicht noch zwei Zentimeter Kante dazwischen sein. Aber auch hier hilft die Kommunikation mit den entsprechenden Bauleiter_innen. Banal aber wirkungsvoll! Ich bin zudem ziemlich sicher, dass wir auch von der Göttinger ‚Grünen Welle’ auf Hauptradrouten, die über taktile Elemente gesteuert wird, lernen können. Aufgrund der Größenordnung Leipzigs und zahlreicherer Knotenpunkte könnten sich hier natürlich Anpassungen komplexer gestalten. Ich wüsste aber nicht, wieso das z.B. auf den zukünftigen, auch hier in der Diskussion befindlichen Radschnellwegen nicht ebenso funktionieren sollte. Dennoch muss ich an dieser Stelle eines verdeutlichen: ich bin nicht nur Fahrraddezernent sondern Baubürgermeister und muss einem breiten Themenfeld meine Aufmerksamkeit schenken. Ich sehe meine zukünftigen Aufgaben in vier großen Bereichen. Das erste Thema habe ich schon angesprochen: Das Umsetzen der Mobilitätsstrategie 2030. Ich finde die Stadt ist an dieser Stelle schon sehr gut aufgestellt und hat einen bundesweit beachteten Entstehungsprozess organisiert! Zweitens: das Thema bezahlbarer Wohnungsbau - ein ganz wichtiger Punkt, da Einkommen und Kosten bei Erst- und Neuvermietungen hier für viele Leipzigerinnen und Leipziger nicht zusammenpassen. Drittens: das Thema Infrastruktur von Schulen- und Kitas. Dies ist eine Pflichtaufgabe, zeitnah die der Bevölkerungsentwicklung entsprechenden Kapazitäten zu schaffen. Der vierte Punkt ist für mich die Baukultur, die mir schon in Göttingen sehr am Herzen lag. Ich glaube, dass Leipzig ein Aushängeschild unseres Landes sowie auch international ist, was Themen wie städtebauliche Qualität, öffentliche Räume und Architekturqualität betrifft. Aber wir können noch besser werden und auch hier sehe ich meine Aufgabe. Für alle Themen gilt für mich, in einem sehr konstruktiven, wenn auch sicher nicht immer konfliktfreien Miteinander, die Dinge zu besprechen und mit der Bereitschaft für ein gegenseitiges Verständnis die Dinge voranzutreiben.“

Vielen Dank für Ihre Zeit. Wir wünschen Ihnen einen schönen Start in Leipzig.